Dies und Das,  Familie

Die drei schönsten Worte der Welt: „Essen ist fertig“ – Teil 1

Es ist Corona-Zeit. Seit über einem Jahr. Kontaktbeschränkungen, Home-Office, Läden geschlossen und wir haben jede Menge Zeit. Nachdem man Netflix durchgeschaut und sowohl im Internet als auch aus dem Bücherregal wirklich alles gelesen, zuhause alles sortiert und aufgeräumt hat, kommt sie früher oder später – die Langeweile…

Was kann man tun? Die einen beschließen, einen Blog zu schreiben (*zwinker-zwinker*), die anderen fangen an zu kochen – und zwar selbst. Eine völlig neue Erfahrung, nachdem man tatsächlich jeden Lieferdienst in der Umgebung ausprobiert hat und den in Alu eingeschweißten und mit Styropor verpackten Kram irgendwann nicht mehr sehen kann; geht ja außerdem ins Geld und ist auch schlecht für die Umwelt mit dem ganzen Müll aus den Verpackungen. Es wird also Zeit, dass man selbst zum Kochlöffel greift.

Aber woher holt man sich die Inspirationen, die Rezepte, die Ideen? Ich habe ja noch diverse Kochbücher in meinem Regal zuhause stehen, aber das ist ja wieder mal total out bei der Generation Y und Z. Da werden Youtube-Tutorials geschaut, wie man Kartoffeln schält und anschließend kocht (Salz nicht vergessen!) oder eben eine der tausend verfügbaren Koch-Apps heruntergeladen oder im Internet Rezepte-Blogs und entsprechende Webseiten gewälzt.

Eine weitere Alternative ist ein Online-Kochkurs. Da kann man ja auch vielleicht gleich neue (virtuelle) Freunde kennenlernen und dann anschließend auf private Zoom-Calls umsteigen, sich dort gegenseitig beim Kochen online zuschauen und anschließend die ganze Session als einstündiges Video bei Youtube und Insta hochladen; natürlich nachdem man sowohl sich selbst als auch das fabrizierte Essen mit den entsprechenden Tools noch optisch aufgewertet hat. Soll ja keiner die graue Pampe in Echt sehen, die da als Pilz-Risotto rausgekommen ist, obwohl man sich doch akribisch genau an das Rezept gehalten hat und im Internet war das so schön goldbraun…?

Die ganz faulen oder schlauen (?) Leute bestellen sich direkt ein Frische-Box im Abo. Ist ja praktisch, da braucht man sich über die Zutaten und ihre Beschaffung keine Gedanken zu machen. Man bekommt alles in rezeptgerechten Mengen nachhause geliefert. Keine Reste, keine Lebensmittel oder Gewürze, die den Vorratsschrank zumüllen und nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums weggeworfen werden, weil man sie nie wieder benutzt hat. So hat man sich sogar das Einkaufen gespart. Super, einmal weniger noch das Haus verlassen müssen.

Mein Freund, der aus Asien kommt, macht sich immer über die Deutschen und Ihre „Kartoffelkultur“ lustig. Wie kommen wir dazu, Kartoffeln auf so unterschiedliche Weise zuzubereiten? Was gibt es nicht alles, mal abgesehen von den gekochten Kartoffeln – und auch hier fangen die Unterschiede im Geschmack ja schon an. Kartoffeln mit oder ohne Schale gekocht?

Frittiert, gebacken oder gebraten, Bratkartoffeln mit und ohne Speck, Pommes, Kroketten, Herzoginkartoffeln, Rösti (ok, die sind aus der Schweiz), Wedges (auch nicht urdeutsch), diverse Kartoffelsalate, Klöße (roh, halb und halb etc. pp.), Kartoffel dies, Kartoffel das … Am Stück, in Scheiben oder gestiftelt? Als Brei, gestampft oder geraspelt?

Auch ein Trend der letzten Jahre, der schon vor Corona aufgekommen ist, ist die eigene Herstellung von Marmelade. Vielleicht hat man die Erdbeeren dafür sogar selbst auf den entsprechenden Feldern zum „Selbstpflücken“ geerntet.

Früher hatte man eben nicht soviel Auswahl bei den zur Verfügung stehenden Lebensmitteln, es war nicht alles im Überfluss vorhanden und deshalb musste man bei der Zubereitung der immer gleichen Zutaten einfach kreativ sein, damit mal ein anderer Geschmack oder wenigstens eine andere Konsistenz dabei rauskommt. Ist logisch, oder?

Wollte man im Winter den Geschmack von Erdbeeren auf der Zunge spüren, konnte man sie nicht einfach so im Supermarkt für einen unverschämten Preis kaufen, denn im Winter gab es keine Erdbeeren. Nirgendwo. Man musste eben auf Erdbeermarmelade ausweichen, die man im Sommer schon eingekocht hatte.

Ich kann mich noch gut an das Einkochen erinnern. Meine Omas haben alles eingekocht, was sie in die Finger bekommen haben und bei drei nicht auf dem Baum war. Früchte zum Beispiel, als Marmelade, Gelee oder am Stück. Mal mit Stein, mal ohne (Kirschen, Marillen und Co). Saure Gurken, Bohnen, Karotten und Erbsen. Natürlich alles selbst im Garten gezogen oder mit dem Nachbarn getauscht.

Das fand ich toll mit dem Tauschen. Da wurden schon im Vorfeld entsprechende Absprachen mit den Nachbarn getroffen. Der eine baute Radieschen, der andere Rettich an und zur Erntezeit wurde alles gemeinsam geerntet und aufgeteilt. Oder wenn die eigene Ernte mal besonders gut ausgefallen war und man wirklich beim besten Willen die ganzen Äpfel von den zehn Bäumen nicht zu Apfelmus verarbeiten konnte, weil es einfach zu viel war, dann hat man den Überschuss in der Nachbarschaft verteilt. Und so bekam man auch immer mal Gemüse und Früchte ins Haus, die man selbst gar nicht im Garten hatte, wenn eben beim Nachbarn die Ernte besonders gut ausgefallen war.  

Da war von Frühjahr bis Herbst immer ziemlich viel zu tun. Ständig wurde irgendetwas geerntet, verarbeitet, haltbar gemacht und eingekocht, sodass man gut mit den vorhandenen Vorräten über den Winter kam.

Und wenn heute während Corona auch die Felder zum Selbstpflücken geschlossen sind, dann holt man sich eben alles aus dem Supermarkt oder lässt es sich nachhause liefern. Einkochen ist ein super Tipp gegen Langeweile. Und man hat etwas zu tauschen, so kann man ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn pflegen, die vielleicht vom Zuhause sein genauso genervt sind wie wir.

Fortsetzung folgt …

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