Auf der Arbeit – Missgeschicke, Anekdoten und… Papier
Wer kennt sie nicht, die lustigen Geschichten aus dem Büroalltag, die einem auch noch nach Jahren zum Schmunzeln bringen, wenn man an sie zurückdenkt.
Auch hier stelle ich fest, dass man früher über andere Geschichten gelacht hat als heute. Ich will ja nicht sagen, dass früher alles besser war aber im mittlerweile (fast) papierlosen Büro können manche Sachen ja gar nicht mehr so passieren.
Und auch das ein oder andere Büromaterial kennt – oder braucht – heutzutage fast niemand mehr, sei es die Frankiermaschine, Tipp-Ex oder diese grünen „Hütchen“, die man sich auf den Zeigefinger steckt, damit man sich schneller durch einen Papierstapel durchwühlen kann; der offizielle Name dieser Dinger ist übrigens Blattwender – ich habe es gegoogelt.
Alleine schon die Namen mancher Materialien, mit denen die Bürolager früher so prall gefüllt waren, sind teilweise echt zum Schießen: Briefklemmer, Lochverstärker, Kladden, Schriftgutbehälter, Luftpolsterversandtaschen und so weiter und sofort.
Ich habe immer die Kollegen bedauert, die die Materialbestellungen machen mussten. Welche Größe bei den Heftklammern, welches Format bei den Schreibblöcken und liniert oder lieber kariert? Mit Rand oder ohne? Klarsichtfolien gelocht oder nicht und wenn gelocht dann wie gelocht? Briefumschläge mit Fenster oder besser ohne? Furchtbar, diese Bestellformulare für Büromaterial.
Und egal wie viel Mühe man sich gegeben hat, es wurde immer irgendetwas falsch bestellt, weil man bei der schier unendlichen Auswahl an Maßen, Größen und Stärken nicht durchgeblickt hat oder die Kollegen dann halt doch was anderes gemeint haben.
Oder man hat sich bei der Paketgröße verguckt und anstatt 10 Radiergummis hat man 10x10er Päckchen, also 100 bestellt. Egal, die sind dann in den Regalen des Materialschranks verschwunden – brauchen wir eben die nächsten zwei Jahre keine Radiergummis mehr bestellen.
Auch die vielen Gerätschaften, mit denen man dafür gesorgt hat, dass Papier zusammengehalten wurde: Mit Büroklammern, Ösen, Klemmen oder eben getackert. Und dann gab es auch diese Entklammerer, mit denen man das ganze wieder rückgängig machen konnte, wenn der Stapel, der vorher ordentlich zusammengetackert wurde, dann doch noch 10 mal für die Besprechung kopiert werden musste – und das dem Chef erst kurz vorher eingefallen ist.
In der Großbank, in der ich mal gearbeitet habe, gab es eine Kollegin, die immer die besten Ausreden fürs Zuspätkommen hatte. Einmal hatte ihr Vater angeblich vergessen, die Reifen beim Wechsel von Sommer- auf Winterreifen ordentlich festzumachen. Ist ihm wieder eingefallen, als sie gerade losfahren wollte. Natürlich war sie deswegen total fertig und weil sie ja fast in Lebensgefahr war als sie gerade losfahren wollte, war sie an dem Tag und den folgenden nervlich ein Wrack. Sie bat um Verständnis, dass sie nicht 100% einsatzfähig war. Ist klar …
Auch bei ihren Krankmeldungen war sie immer sehr kreativ. Einmal hat sie sich krankgemeldet, weil sie sich am Tag vorher aus Versehen in die Hand getackert hatte – genauer gesagt in den linken Zeigefinger und ihr Arzt angeblich Verdacht auf Blutvergiftung diagnostiziert hat. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Verdacht auf Blutvergiftung, weil man sich in die Hand, Entschuldigung – in den linken Zeigefinger getackert hat. Zählt ja als Betriebsunfall, oder? Würde sich das heute noch jemand trauen?
Eine andere Kollegin bei einer anderen Bank hat sich oftmals mit den Worten „ich muss Mails machen“ in ihr Büro verabschiedet und war dann für Stunden dort verschwunden.
Vorher hat sie sich immer aus dem Materialschrank einen Karton Papier und ein Päckchen Büroklammern geholt. Es hat eine Zeit lang gedauert, bis ich herausgefunden hatte, was es heißt, „Mails zu machen.“
Sie hat die Mails zunächst einzeln ausgedruckt, mit Büroklammern zusammengefasst, sie dann auf Papier gelesen, mit dem Bleistift Notizen dazu gemacht und anschließend die Papierstapel in dafür vorgesehene Ordner (natürlich thematisch sortiert) abgelegt. Um sich schneller durch die Papierstapel zu wühlen, hatte sie immer dieses grüne Hütchen auf dem rechten Zeigefinger, richtig, den Blattwender.
Wenn ich heute jede einzelne Mail ausdrucken würde, die ich bekomme, hätten wir keinen Regenwald mehr, weil alleine durch meinen Papierverbrauch schon alles abgeholzt werden müsste. Aber ich kenne noch den ein oder anderen Kollegen (natürlich nicht jünger als ich), der tatsächlich „wichtige Mails“ ausdruckt, weil er sie lieber auf Papier lesen will anstatt auf dem Bildschirm. Die Begründung ist, dass man sich Sachen, die man auf Papier liest, besser merken kann als auf dem Bildschirm. Kennt ihr dieses Argument? Das müsste doch eigentlich das Aus für jeden E-Book-Reader bedeuten…
Gerade in der Übergangszeit – also als man von Papier auf digitales Büro umgestellt hat, gab es das ein oder andere Missverständnis. So hatte ich mal einem Mitarbeiter aufgetragen, während meines Urlaubs Ordnung in die Ablage zu bringen. Er war bei uns als Aushilfe und noch relativ neu, das muss ich zu seiner Entschuldigung vorab sagen.
Wir bekamen so viele Dateien zum Ablegen an unser Postfach geschickt und jeder hat sie einfach so im Laufwerk abgelegt, wie er wollte. Da war ein ziemliches Chaos, sodass man schwer etwas wieder finden konnte, wenn man ein bestimmtes Dokument gesucht hat. So habe ich ihm erklärt, er soll alles nach Debitoren und Kreditoren thematisch ablegen, alphabetisch sortiert und innerhalb dessen nach Datum bitte – so das man ein Dokument leicht wiederfinden kann. Danach sollte er bitte den anderen Kollegen das System erklären, damit wir in Zukunft nicht so ein Chaos haben und jeder nach dem gleichen Schema die Dokumente ablegt – und später auch wieder finden kann.
Ich habe ihn extra noch gefragt, ob er weiß, was ich mit Debitoren und Kreditoren meine und ob er weiß, wo die Ordner liegen. Er wäre ja nicht blöd hatte er mir noch versichert, bevor ich mich in den Urlaub verabschiedet habe. Als ich zurückgekommen bin und nach ein paar Tagen einen Blick auf das digitale Archiv geworfen habe, stellte ich fest: Gleiches Chaos wie vor meinem Urlaub.
Als ich mir den Kollegen dann zur Brust nehmen wollte, hat er mich ganz unschuldig angeschaut und gesagt, dass er wirklich in alle Aktenschränke geschaut hätte aber partout die Ordner nicht gefunden hätte, die er sortieren sollte. Aber er hätte während meines Urlaubs jetzt angefangen, alles auszudrucken, was neu reinkommt und die Ordner anzulegen, er habe sich extra einen Karton A4-Ordner aus dem Materiallager besorgt.
Debitoren/Kreditoren – alphabetisch sortiert und innerhalb dessen nach Datum – so wie ich es wollte. Drei Ordner hätte er schon voll geheftet, und die Kollegen seien auch informiert, dass sie die Dokumente ausdrucken und ihm bringen, sobald sie was bearbeitet hätten.
Mehr Zeit hätte er nicht gehabt, er hätte so lange nach den Ordnern gesucht und auf dem Laufwerk sei alles so chaotisch, dass er sich da nicht so gut zurechtgefunden hätte. Da wollte er lieber warten, bis ich aus dem Urlaub zurück bin, bevor er da etwas falsch mache und ich ihm dann doch den Schrank zeigen könne, in dem die Ordner stehen.
Aha, dieser Auftrag ging also grandios daneben … Und tatsächlich frage ich mich bis heute, ob er es wirklich nicht verstanden hat oder ob er mich verarschen wollte – das werde ich wohl nie erfahren…
Die aller-, allerbeste Anekdote aus dem Büroalltag kommt von meinem Vater. Jedes Mal, wenn wir über diese Geschichte scherzen, lachen wir uns scheckig, dass sich die Balken biegen. Auch wenn es ein bisschen gemein ist. Aber es ist auch wirklich sehr, sehr lustig.
Mein Vater war live dabei – als die Computer Einzug in das Büroleben genommen haben. Ja, das war ein wirklicher Einschnitt, ein Meilenstein in der Arbeitswelt, der das Bürodasein für immer veränderte, der Anfang der Digitalisierung, der Anfang eines neuen Büroalltags – und seinen Tücken.
Nicht jeder war von Anfang an auf Du und Du mit den neuen Gerätschaften, diesen PC’s. So mancher hatte seine Schwierigkeiten, sei es mit der Bedienung oder den Namen dieser neuen Bürowerkzeuge und seinem Zubehör.
Ein schon älterer Kollege von meinem Vater hatte so seine Schwierigkeiten mit der Maus und dem Mausanzeiger auf dem Bildschirm, den er liebevoll „das Mäusi“ nannte. Eines Morgens stand er ganz verzweifelt bei meinem Vater im Büro und meinte „das Mäusi sei weg.“
Mein Vater hat ihn fragend angeschaut, aber er konnte es nicht besser erklären, mit dem neuen Ding da – dem Computer komme er nicht so gut klar. Ob mein Vater wohl mal mitkommen könnte, schließlich sei er ja der Jüngere und kenne sich mit diesem modernen Kram besser aus.
Natürlich hat mein Vater seine Hilfe angeboten und ist mit dem Kollegen an seinen Platz gegangen. Der Kollege macht den Bildschirm an, setzt sich hin und deutet auf den Screen. Kein Mäusi da – das Mäusi ist weg (der Mausanzeiger erschien nicht auf dem Bildschirm).
Jetzt hätte mein Vater seinem Kollegen ja einfach einen kleinen Kurs in „wie benutze ich die Computermaus“ geben können, um den Mausanzeiger wieder auf den Bildschirm zu zaubern aber in diesem Fall hatte er wohl den Schalk im Nacken sitzen und dem Kollegen mit ernsthafter Miene gesagt: Helmut, das ist ein Problem, wenn das Mäusi weg ist. Hast Du schon mal nachgeschaut, ob es vielleicht hinten runtergefallen ist?
Und richtig, der Kollege ist unter den Schreibtisch gekrochen, um dort den verloren gegangenen Mausanzeiger zu suchen.
BRÜLLER.
Ja, ich gebe zu, es ist ein bisschen gemein, dem älteren Kollegen gegenüber aber doch auch saulustig oder nicht? Der hat wirklich auf dem Boden den Mausanzeiger gesucht.
Und bevor mir jetzt jemand Altersdiskriminierung oder Kollegen-Bashing vorwerfen will … Gewisse „Feuertaufen“ muss man eben über sich ergehen lassen. Ich wurde auch am Anfang meiner Lehrzeit im Hotel vom Oberkellner zum Küchenchef geschickt, um die Gewürze für den Gewürztraminer zu holen … Und falls ihr den Witz nicht versteht oder keine Weinkenner seid, dann könnt ihr ja mal Gewürztraminer googeln. Ich google ja auch immer die Sachen, die ich nicht verstehe.

