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Schaffe, schaffe, Häusle baue

Haste was, dann biste was. Aus dem Volksmund heißt es außerdem: Ein Mann soll in seinem Leben drei Dinge tun: Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und einen Sohn zeugen. So steht es geschrieben – oder stand es geschrieben.

Keine Ahnung, ob einem diese Sprichwörter heute noch geläufig sind. Darf man so ja auch gar nicht mehr sagen, mit dem Mann und dem Sohn, ist ja nicht geschlechtsneutral und schließlich haben wir ja eine Gleichstellung von Mann und Frau – und anderen.

Also: Ein Mensch soll in seinem Leben drei Dinge tun: Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und ein Kind bekommen.

Hausfrau, Mutter und Karriere?

Etwas Eigenes zu (er)schaffen und zu besitzen war ein wichtiger Grundsatz in der Generation meiner Eltern und Großeltern. Vor allem Eigentum war wichtig. Eigenes Land, ein Haus, ein Auto oder besser noch zwei – und die Arbeit bzw. die Position in der Firma war wichtig. Zumindest bei den Männern. Bei den Frauen war es so eine Sache.

Meine Mutter ging ihr ganzes Leben lang arbeiten, weil sie es wollte und ihr Spaß gemacht hat. Auch nachdem sie meine Schwester und später mich bekommen hat, war das kein Problem, denn meine Großeltern väterlicherseits und meine Großtante waren ja zuhause und konnten sich kümmern, wir haben alle zusammen in einem Haus gewohnt (heute nennt man das wohl Mehrgenerationenhaus). Und zur Not waren die anderen Großeltern ja auch noch da, denn die Eltern meiner Mutter wohnten praktischerweise schräg gegenüber.

Allerdings haben eher wenig Frauen aus der Generation meiner Mutter gearbeitet. Die meisten waren „nur“ Hausfrauen und Mütter. Warum? Mama hat mir mal erzählt, dass es früher ein schlechtes Licht auf den Mann geworfen hat, wenn die Frau arbeiten ging. „Verdient der (Mann) denn wirklich so schlecht, dass seine Ehefrau auch noch arbeiten gehen muss?“ Ja, so war das wirklich. Zum Glück war mein Vater in dieser (und anderer!!) Hinsicht tolerant und hat darauf gepfiffen, wenn er von älteren Männern aus dem Dorf so einen Spruch gedrückt bekommen hat.

In meiner Generation ist es nicht nur wichtig, dass man als Frau eine Arbeit hat, sondern sich auch in einer guten Position in der Firma befindet. Zumindest wenn man keine Kinder hat, sollte man doch bitte schön wenigstens Karriere machen, um alternativ etwas vorweisen zu können. Bei Frauen mit Kindern ist es nicht so wichtig, was sie arbeiten, aber sie sollten es doch bitte tun und nicht nur zuhause rumlungern, denn der Haushalt macht sich ja quasi von selbst. Auch wenn man nicht mehr unbedingt mit den Eltern und / oder Schwiegereltern unter einem Dach lebt, gibt es ja mittlerweile genug Tagesmütter und andere Betreuungsmöglichkeiten.

Also: Ein Mensch soll in seinem Leben drei Dinge tun: Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und ein Kind bekommen oder eben Karriere machen.

Selbstverwirklichung im Überfluss

Aber auch das ändert sich gerade wieder. Mittlerweile sprechen wir über die Work-Life-Balance, den Sinn des Lebens, Selbstfindung, wenn schon dann mobiles Arbeiten, egal von wo und wann immer man will.

Ein eigenes Auto braucht man nicht, es gibt ja schließlich Carsharing. Und wenn dann bitte eins mit wenig Belastung für die Umwelt, aber lieber Zug oder Fahrrad fahren, wenn es geht.

Ist man im Überfluss aufgewachsen, versteht man den Wunsch nach etwas Eigenem vielleicht nicht. Warum auch? Es ist ja einfach alles da. Teilen ja – aber nur gerecht und zu gleichen Teilen oder auch, wenn man selbst vielleicht etwas mehr geben muss? Schwierig…

Ich freue mich über den heutigen Wohlstand in der Gesellschaft, versteht mich bitte nicht falsch. Manchmal würde ich mir aber einfach nur wünschen, hierüber ein bisschen mehr Dankbarkeit zu zeigen und sich bewusst zu sein, dass er nicht vom Himmel gefallen ist. Vieles, was wir heute als normal empfinden, haben wir den Generationen vor uns zu verdanken.  

Dankbarkeit und Minimalismus

Ich bin mir für mein Leben sehr bewusst darüber, dass ich meinen Wohlstand zum Teil auf den Leistungen meiner Großeltern und Eltern aufbauen konnte. In der Generation meiner Mutter wurde für Bildung und Selbständigkeit noch gekämpft, ich bin schon in sie hinein geboren worden und habe es als Selbstverständlichkeit empfunden, dass ich Abitur machen und mir danach meinen selbst Beruf aussuchen konnte. Kann sich heute noch jemand vorstellen, dass dies vor 50/60 Jahren durchaus nicht selbstverständlich war?

Dieses Bewusstsein ist mir sehr wichtig, denn dadurch kann ich meine Orientierung immer mal nachschärfen, wenn es nötig wird. Denn manchmal ist es schon verwirrend für mich auf dieser Welt…

Einerseits wird die Liste der Dinge, die man im Leben angeblich machen muss, länger und länger. Es gibt massig Bücher und Ratgeber darüber, To-Do Listen für Frauen, für Männer, für Kinder. Von 10 bis 500 Dingen ist alles dabei. Ich habe es gegoogelt! Mal wieder, der Überfluss…

Aber es gibt auch andere Trends: Minimalismus ist ja gerade sehr angesagt, sei es die Reduzierung der Dinge im eigenen Haushalt oder direkt der Umzug in ein Tiny House. Back to the Roots: Plastik-arm Leben, weniger ist mehr. Ja was denn nun?

Fazit

Also, meine Meinung hierzu und um es in der Art des anfänglichen Sprichworts zu sagen: Ein Mensch muss in seinem Leben gar nichts mehr unbedingt tun. Du kannst machen, was Du willst! Das solltest Du schätzen! Sei dankbar und helfe dabei, diese Freiheit zu erhalten, indem Du auch für andere gibst. Aber einen Baum pflanzen kannst Du immer noch, ist gut für die Umwelt.

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